Das Moosburger Graduale

Das Moosburger Graduale ist eine 1360 vollendete Musikhandschrift aus dem ehemaligen Kollegiatstift Moosburg, die aus 264 Pergamentblättern besteht, und heute in der Universitätsbibliothek München verwahrt wird.

Die im Moosburger Chorherrenstift bereits vorhandenen, wie auch von anderen, oft größeren Kirchen übernommenen Choräle wurden von dem Kanoniker Johannes von Perchausen in der Mitte des 14. Jahrhunderts bearbeitet und neu zusammengestellt. Bei dieser Lebensaufgabe leisteten seine beiden Mitbrüder Johannes von Geyrstal und Otto von Wartenwerch ihre Hilfe. Hauptschreiber der Handschrift ist allerdings allem Anschein nach Ernst von Landshut, der leider nicht weiter identifiziert werden kann.

Den Hauptinhalt der in seiner Zusammenstellung einmaligen Handschrift bilden also Gesänge der Messe, die entweder immer gleich waren, das Ordinarium, oder wäh-rend des Kirchenjahres wechselten, die Propriumsgesänge, sowie Sequenzen und eine Sammlung von Cantiones. Diese Cantiones, die der Handschrift ihre besondere Stelle in der Musikgeschichte sichern, sind geistliche lateinische Lieder, vornehmlich für die Weihnachtszeit, im Fall des Moosburger Graduale vor allem für das Fest der Unschuldigen Kinder am 28. Dezember.

Hierfür wählte man einen Jungen zum Bischof, der für einen Tag der Ausführung der Liturgie präsidieren sollte. Aus diesem Anlass wurden vom ehemaligen Rector Scolarium und späteren Dekan des Stiftes St. Kastulus in Moosburg, Johannes von Perchausen, der 1362 verstarb, fünf Lieder komponiert. Johannes verfasste einen einleuchtenden Prolog zur Liedersammlung, in dem er sein Vorhaben erklärte, sittliche Lieder zusammenzubringen, anstatt der vielen lasziven, die zu oft die Würde der Weihnachtsliturgie beeinträchtigten. Weihnachten - ein Fest, bei dem offenbar schon im Mittelalter nur allzu häufig der Spaßfaktor über der Besinnlichkeit stand.